Leseprobe – „Tierquälerei“

[…] Linda wartete, bevor sie das Licht einschaltete. Sie ging ein paar Meter, so dass die Schritte in den Weiten des Raumes widerhallten. Im Dunkeln hörte man plötzlich Geräusche: das hektische Klirren von Ketten, das leise, kurze Tapsen von nackten Füßen und ein kurzes, undefinierbares Poltern. Linda schaltete das Licht ein und ließ ihren Blick durch diesen großen Raum schweifen, der nach und nach von kaltem, blau-weißen Neonröhren erhellt wurde. An jeder der vier Wände kauerte eine Bestie, es waren drei Männer und eine Frau. Sie alle waren nackt und mit schweren Ketten an die Wände gefesselt. Durch die Dunkelheit dieses Raums kaum noch an Licht gewöhnt, pressten die Bestien ihre Augen zusammen, zu grell und blendend waren diese Neonröhren. Sie schnappte sich eine Karaffe von einem kleinen Tisch in der Mitte, ging reihum und füllte die Näpfe der vier Bestien mit Wasser. Anschließend warf Linda Jedem ein Stück Fleischwurst zu, wie sie es alle drei Tage machte. Sie drehte sich um und ging in Richtung Tür, löschte das Licht und ließ diese schwere Tür auf und beinahe wieder zu schlagen. Doch sie selbst benutzte die Tür nicht. Stattdessen setzte sie sich ihr Nachtsichtgerät auf, löste die Ketten des bewusstlosen Monsters an der Südwand und zerrte ihn aus dem Raum heraus, durch die minimal geöffnete Tür. Das Schlafmittel im Wasser der Bestien wirkte Wunder, sie würden kaum merken, dass ihnen mal wieder einige Stunden geraubt worden waren. Diese, nach einigen Wochen in Lindas Bunker doch recht abgemagerte Bestie ließ sich einfach die Stufen aus dem Bunker nach oben tragen und im Kofferraum ihres Wagens ablegen. Linda setzte sich hinters Steuer und fuhr los. Es dauerte fast zwei Stunden, bis sie ihr Ziel erreicht hatte: eine alte, stillgelegte Autobahnraststätte an einer wenig befahrenen Straße. Sie hielt an, zerrte die Bestie aus dem Kofferraum heraus und schleifte sie über den verwachsenen, aufgeplatzten Asphalt bis zu einem Laternenmast. Mit ein paar geschickten Handgriffen kettete Linda den Mann dort an. Die stabile Kette war sehr eng am Hals anliegend, jede Bewegung sollte die einzelnen Glieder tief in die Haut schürfen lassen. Linda stieg wieder in ihren Wagen und machte sich auf den Rückweg. Sie musste fast lachen, als es plötzlich sogar anfing, in Strömen zu regnen. Ihre Stimmung war nun sehr gut, fast schon euphorisch. Und da es noch früh am Tag war, dachte sie über eine Beschleunigung des Zeitplans nach. Sie hatte immerhin noch etwas zu erledigen, bevor das weibliche Exemplar der Monster an die Reihe kommen konnte. […]

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