Alleine sein

Alleine sein… es ist wahrlich kein schönes Gefühl, Niemanden zu haben und alleine sein zu müssen. Ich habe das Glück, eine Hand voll wahrer Freunde zu meiner Familie zählen zu dürfen.

Und dennoch… es gibt immer wieder Tage, an denen ich mir wünschte, ich wäre alleine. Keine Freunde, keine Familie. Es würde so vieles sehr viel einfacher machen, für mich ebenso wie für meine Mitmenschen. Ich müsste mir keine Sorgen mehr machen um das Wohlergehen meiner Freunde, müsste mir nicht mehr den Kopf zerbrechen, um ihnen zu helfen und ich müsste mich zusätzlich zu meinen eigenen vielfältigen Problemen nicht noch mit denen der Anderen beladen und belasten.

Doch ich müsste mich auch nicht mehr darum kümmern, ob sich Andere um mich sorgen. Es wäre nicht mehr notwendig, wertvolle Kraft dafür zu ver(sch)wenden, um meinen Mitmenschen etwas vorzuspielen. Wenn ich alleine wäre, bräuchte ich mich vor Freunden und Familie nicht mehr zu verstellen, nur um ihnen die Sorgen um mich zu ersparen – und gleichzeitig mir selbst all die Reaktionen zu ersparen, die daraufhin stets folgten.
Ohne Freunde, die ich täuschen müsste und denen ich vorspielen müsste, es sei „alles gut“, könnte ich all die Masken fallen lassen, die ich in den letzten 20 Jahren aufgebaut habe – selbst jene Masken, von denen nicht einmal ich selbst etwas weiß. Mein wahres, innerstes Ich könnte wieder zum Vorschein kommen, mit all seinen Fehlern, Rissen, Wunden und Narben.

An manchen Tagen wünschte ich mir, ich wäre alleine. Egoistisch. Und frei.
Doch an den anderen Tagen freue ich mich, dass ich eben nicht alleine bin, nicht einsam. Ich mache mir gerne Sorgen um meine Freunde, kümmere mich um sie, helfe ihnen bei ihren Problemen, bin für sie da. Es tut gut, gebraucht zu werden und seiner Familie etwas geben zu können.
Und in gewisser Weise ist es auch ein schönes Gefühl, wenn sie sich um mich sorgen, denn es zeigt mir, dass sie mich lieben und für mich da sind. Für sie bin ich dann manchmal sogar bereit, zumindest ein paar meiner Masken für eine kurze Zeit abzunehmen.
Denn ich weiß, dank ihnen bin ich nicht allein.

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